Riech dich ins Gleichgewicht!

Der menschliche Körper ist ein fein abgestimmtes System, in dem scheinbar voneinander getrennte Sinne und Fähigkeiten oft enger miteinander verbunden sind, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Ein faszinierendes Beispiel hierfür ist der Zusammenhang zwischen dem Geruchssinn und dem Gleichgewichtssinn, zwei Systeme, die neurologisch überraschend eng verflochten sein können.

Das bekannte neuroplastische Prinzip: “What wires together, fires together” (Was miteinander verschaltet ist, feuert gemeinsam) liefert hier eine überzeugende Erklärung.

Geruch und Gleichgewicht, zwei scheinbar entfernte Sinne

Auf den ersten Blick erscheinen Riechen und Gleichgewicht als völlig unterschiedliche Funktionen: der Geruchsinn (Olfaktorik) dient der Wahrnehmung von Duftstoffen über die Nase, während der Gleichgewichtssinn (vestibuläres System) im Innenohr verortet ist und Infos über Körperlage und Bewegung im Raum liefert. Jedoch sind beide Systeme tief im Gehirn miteinander vernetzt, insbesondere im limbischen System  und im Hirnstamm, wo sensorische Informationen  integriert und mit motorischen Reaktionen verknüpft werden.

Bewusstes Riechen als Training für neuronale Vernetzung 

Bewusstes achtsames Riechen aktiviert nicht nur das Riechhirn, sondern auch Bereiche, die für Aufmerksamkeit, Körperwahrnehmung und Bewegungskontrolle zuständig sind. Studien zeigen,  das Menschen, die regelmäßig gezielt Düfte wahrnehmen und sich dabei darauf konzentrieren, eine verbesserte sensorische Integration und Körperwahrnehmung entwickeln. Diese erhöhte Achtsamkeit im sensorischen Bereich kann sich positiv auf das Gleichgewicht auswirken, da das Gehirn lernt, verschieden Sinneseindrücke effizienter zu kombinieren und zu koordinieren.

Neuroplastizität: What wires together, fires together!

Dieses Prinzip beschreibt die Fähigkeit des Gehirns, durch gleichzeitige Aktivierung verschiedener Hirnareale dauerhafte neuronale Verbindungen zu schaffen. Wenn das bewusste Riechen regelmäßig mit achtsamer Körperwahrnehmung, etwa durch langsame Bewegungen, Atemübungen oder Balancetraining gekoppelt wird, verstärken sich die neuronalen Verbindungen zwischen dem olfaktorischen System und dem vestibulär-motorischem System. Dadurch wird das Gleichgewicht stabiler, weil das Gehirn über zusätzliche sensorische Anker verfügt.

Praktische Anwendung: Riechen als Anker im Bewegungstraining

In der Praxis bedeutet das: Wer beim Balancieren einen bestimmten Duft bewusst wahrnimmt, kann seine Aufmerksamkeit bündeln und damit sowohl den Fokus als auch die Körperkontrolle verbessern.

Ätherische Öle oder aromatische Kräuter können hier gezielt eingesetzt werden, nicht nur zur Sinneswahrnehmung, sondern als kognitiver und emotionaler Anker, der das Gleichgewicht auf mehreren Ebenen unterstützt.

Das bewusste Riechen ist mehr als nur eine sinnliche Erfahrung, es kann ein wirkungsvolles Werkzeug zur Förderung des Gleichgewichts und der neuronalen Integration sein. Indem man gezielt verschiedene Sinnesmodalitäten miteinander verknüpft, kann das Gehirn neue, stärkere Verbindungen schaffen, ganz im Sinn von: what wires together fires together. Wer also seine Balance verbessern möchte, sollte vielleicht einmal damit beginnen, öfter und bewusster zu riechen.

Viel Spaß beim Ausprobieren!

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