Zunge und Balance, die versteckte Verbindung!

Zungenposition und Balance, wie ein unscheinbarer Muskel dein Nervensystem beeinflusst.

Wenn wir über Balance nachdenken, sprechen wir meist zuerst über Füße, Augen oder den Gleichgewichtssinn im Innenohr. Doch ein Bereich bleibt meistens unbeachtet, die Zunge. Dieses erstaunlich kraftvolle und hochinnervierte Organ ist tief in unser Gleichgewicht, unsere Körperhaltung und die Funktion der Halswirbelsäule eingebunden.

Warum die Zunge für Balance wichtig ist:

Die Zunge ist eins der bestversorgten Organe des Körpers. Einige der 12 Hirnnerven sind direkt oder indirekt an ihrer Steuerung beteiligt, besonders relevant sind:

  • N. Hypoglossus (XII), Motorik der Zunge
  • N. Trigeminus (V), Geschmack, Sensorik, Schmerz
  • N. Fazialis (VII), Geschmack
  • N. Glossopharyngeus (IX), Schlucken
  • N. Vagus (X), Atmung, Geschmack, Schlucken

Diese Systeme interagieren eng mit Regionen im Hirnstamm, die auch für Gleichgewicht und Kopfkontrolle zuständig sind. Dadurch beeinflusst die Zunge:

  • Spannung im Nacken
  • Kopf- und Kieferstellung
  • Propriozeption im Rumpf
  • Wahrnehmung von Raum und Orientierung

Eine stabile, funktionelle Zungenposition kann so zu einer besseren HWS-Entlastung, klareren Körpersignalen und geschmeidigerer Balance beitragen, ohne dass die Zunge selbst im Mittelpunkt stehen muss.

Zunge und HWS-Beschwerden:

Viele Menschen mit Nackenschmerzen, Schwindel oder Engegefühl im Halsbereich berichten von:

  • Pressender Zunge gegen den Gaumen
  • verspannter Kiefermuskulatur
  • flacher Atmung
  • Angewohnheiten wie Zähneknirschen oder Lippenpressen

Stress, Schlafqualität, Atmung und Haltung wirken hier zusammen. Da die Zungenmuskulatur direkt mit Strukturen im oberen Nacken in Verbindung steht, kann sie Einfluß auf die muskuläre Balance der Halswirbelsäule nehmen.

Wichtig ist:

Die Zunge ist kein magischer Schalter. Doch sie kann ein wertvoller Zugang sein, um das Nervensystem zu beruhigen, Bewegungsqualität zu verbessern und neue Muster vorzubereiten.

Drei Übungen mit der Zunge:

  1. Die ruhige Zunge, ein Reset für Hirnstamm und Atmung: Schließe den Mund ganz entspannt, lege die Zungenspitze sanft hinter die oberen Schneidezähne, der mittlere Teil der Zunge liegt locker am Gaumen, atme durch die Nase tief ein und aus. Evtl. werden Nacken und Schultern weicher mit der Übung.
  2. Zungenkreise, Mobilität und Hirnstammaktivierung: Öffne leicht den Mund, male mit der Zungenspitze große Kreise am Innenraum deiner Lippen. 5-10 Kreise im Uhrzeigersinn und dann entgegen. Halte Kopf und Schultern stabil, nur die Zunge bewegt sich. Beobachte danach: Fühlt sich dein Nacken freier an? Stehst du stabiler?
  3. Zunge gegen Widerstand, sanfte Kraft für Stabilität: Lege einen Finger innen an die Wange. Drücke nun sanft mit der Zunge von innen gegen den Finger. Halte für 5 Sekunden und entspanne für 5 Sekunden. % Wiederholungen pro Seite. Die Intensität bleibt minimal, es geht um gute Signale und nicht um Krafttraining.

Die Zunge ist mehr als ein Muskel zum Sprechen und Schmecken. Sie ist ein Zugang zum gesamten Körper. Kleine Veränderungen können zu neuer Wahrnehmung, besseren Bewegungsmustern und einer stabileren Balance führen. Nicht jede Übung wirkt bei jedem gleich. Entscheidend ist, neugierig zu bleiben, das eigene Nervensystem wahrzunehmen und herauszufinden, was sich jetzt stimmig und unterstützend anfühlt.

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