Viele meiner Patient:innen kommen mit einer Frage zu mir, die sie oft länger beschäftigt hat, als ihnen lieb ist:
“Warum wird mir beim Schwindel eigentlich immer so schlecht?”
Diese Kombination aus Schwindel und Übelkeit fühlt sich bedrohlich an und genau das macht sie so belastend. Dabei steckt dahinter ein spannender, gut erklärbarer Zusammenhang im Gehirn.
Ein kleines Areal mit großer Wirkung: die Area Postrema:
Die Area postrema ist ein kleines Gebiet im Hirnstamm, genauer gesagt in der Medulla oblongata. Auch wenn sie nur wenige Millimeter misst, hat sie eine große Aufgabe: Sie prüft ständig, ob etwas im Körper nicht stimmt, insbesondere, ob Giftstoffe unterwegs sind, oder ob verschiedene Körpersysteme widersprüchliche Signale liefern. Man kann sie sich wie einen sehr aufmerksamen Sicherheitsdienst vorstellen. Wenn irgendetwas nicht zusammen passt, schlägt sie Alarm. Und dieser Alarm fühlt sich für uns leider oft an wie Übelkeit.
Warum Schwindel Übelkeit auslösen kann:
Schwindel entsteht häufig, wenn Informationen aus Augen, Gleichgewichtsorgan und Körpergefühl nicht übereinstimmen. Die Area postrema registriert diese widersprüchlichen Daten und interpretiert sie als potentielle Gefahr. Ihr Schutzmechanismus lautet dann:
“Hier stimmt etwas nicht, bitte stoppen!”
Und weil sie eng mit dem vegetativen Nervensystem verbunden ist, führt das zu:
- Übelkeit
- Schweißausbrüchen
- einem flauen Magen
- manchmal zu Erbrechen
- Kreislaufreaktionen
Die gute Nachricht ist: Diese Reaktionen sind nicht gefährlich, sie sind Ausdruck deines Nervensystems, das versucht, dich zu schützen.
Ich erlebe immer wieder in der Praxis, wie beruhigend es für Patient:innen ist, zu verstehen, dass diese Übelkeit kein Zeichen für etwas Schlimmeres ist, sondern eine normale Reaktion des Gehirns auf ungewöhnliche oder widersprüchliche Reize.
Wenn klar wird, warum der Körper so reagiert, entsteht wieder mehr Sicherheit. Und Sicherheit ist ein entscheidender Faktor für die Regulation des Nervensystems.
Was du selbst tun kannst:
- einen Punkt mit den Augen fixieren
- Atem- und Entspannungsübungen, um dein Nervensystem zu regulieren
- Bonbons lutschen oder Tee trinken: am besten: Kamille, Pfefferminz, Ingwer
Mach das in kleinen Schritten, denn dein Nervensystem lernt am besten, wenn es sich sicher fühlt.
Du bist nicht empfindlich, dein Gehirn ist aufmerksam!
Viele Menschen denken, sie seien einfach anfällig für Übelkeit. Tatsächlich haben sie meist ein sensibles, aber sehr anpassungsfähiges Alarmsystem. Dieses System ist nicht defekt, es ist wach und schützt dich. Manchmal ist es etwas zu aufmerksam und das kann man mit Schluckübungen, Gurgeln, Lutschen, Atemübungen trainieren.
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